Welchen Raum kann die Digitalisierung in der Medizin eigentlich einnehmen? Connected Health ist das zentrale Stichwort – und das Münchner Unternehmen S4DX sieht die Humanblutprobe als ersten Datenträger dafür. Hans Maria Heyn, einer der vier Gründer, berichtet im Interview über die Motivation des Start-ups und die Verknüpfung von IT und medizinischem Fachwissen.
Hans, was macht S4DX für dich aus?
Smart4Diagnostics (S4DX) entwickelt den weltweit ersten Datenfingerabdruck für Humanblutproben. Das heißt: Wir überwachen die Qualität von Blutproben zwischen Abnahme am Patienten und Analyse im Labor. Damit kann das Labor sein Qualitätsversprechen bis hin zur Probenentnahme ausrollen. Davon profitieren Patient, Arzt, Labor und Gesundheitssystem gleichermaßen.
S4DX ist für mich mehr als ein Unternehmen. Es ist das Versprechen höchsten Innovationsgrad, Umsetzungsgeschwindigkeit und Teamgeist auf die Strecke zu bringen. Dabei gelingt uns als Team jeden Tag Unglaubliches, oft stehe ich fasziniert vor den Ergebnissen. Wir arbeiten mit den Weltmarktführen im Bereich Diagnostik und Labor zusammen. Dieser Markt ist hoch technologisiert, automatisiert und digitalisiert. Unser Ziel ist es, den neuen Datenstandard für jede einzelne Blutprobe zu setzen – in Deutschland 700 Millionen Mal pro Jahr. Vieles, was gestern noch unmöglich erschien, wird bei uns quasi heute umgesetzt.
Wie kann man mittels Digitalisierung einen Vorgang wie (Human-)Blutproben verbessern?
Wir verbessern nicht den Vorgang, wir machen ihn nur lückenlos transparent. Direkt nach der Blutentnahme können wir mit unserem ersten Qualitätscheck sicherstellen, dass die Probe den höchsten Labor-Anforderungen und den immer komplexer werdenden Tests entspricht. Damit erhält der Patient die Sicherheit, dass seine Probe korrekt verwendet werden kann und zusätzliche Arztbesuche werden unnötig. Mit dieser Qualitätssicherung lassen sich endlich auch bahnbrechende Innovationen der personalisierten Medizin in der Breite ausrollen.
Mehr zu S4DX auf der Unternehmenswebsite und auf LinkedIN.
Was gab den Ausschlag, aus einer Idee oder der Problemstellung heraus tatsächlich den Schritt in die Gründung zu gehen?
Wir, die Gründer von S4DX, haben über Jahre hinweg mit Humanblutproben gearbeitet – im Labor, im Krankenhaus, im Zulassungsbereich und in der IT. Das war alles lange vor der Gründung von S4DX. Irgendwann war klar, dass hier ein Innovationssprung möglich ist – zum Vorteil aller.
Unsere Diversität stärkt uns. Dass ein Molekularbiologe, eine Informatikerin, ein Arzt und ein Geisteswissenschaftler zusammen ein Unternehmen gründen, ist nicht alltäglich. Damit ist Agilität und Design-Thinking bei uns in der DNA eingepflanzt und dementsprechend vieles, was heute als „neue Unternehmenslehre“ gepredigt wird, bei uns selbstverständlich.
Für junge Unternehmen ist die Finanzierung ein kritischer Erfolgsfaktor.
Der hohe Innovationsgrad unserer Idee, die starke Kundenbindung, das große Marktverständnis und unsere Erfahrung aus dem Labor haben uns bei allen Finanzierungsrunden sehr geholfen. Wir haben einen langen Runway dank extrem starker Finanzpartner, sowohl von privater Seite als auch durch öffentliche Quellen. Mit dem UnternehmerTUM, EIT-Health und der Europäischen Investitionsbank sind wir institutionell bestens aufgestellt.
Wenn es bei euch aber vor allem um die Qualität von Blutproben im Labor geht, warum sucht ihr als Unternehmen vor allem Entwickler?
Unser „digital human sample fingerprint“ basiert auf unterschiedlichsten Daten. Um diese zu erzeugen, brauchen wir vor allem Entwickler in verschiedensten Software-Bereichen. Aus diesen großen „Data-Lakes“ lassen sich neue Rückschlüsse für verschiedenste Anwendungsfelder ziehen. Hierfür bauen wir gerade eine eigene Business Analytics Unit auf und suchen AI-Spezialisten und Data Scientists.
Digitalisierung und Social Impact – wie passt das in Sachen Connected Healthcare deiner Meinung nach zusammen?
Social Impact fängt bei uns mit dem Fahrrad zur Arbeit an, geht weiter über ein „no fly within Germany“ zu einem klaren Auftrag, das Gesundheitssystem von morgen zu gestalten. Unser Ziel ist „Change Healthcare for the better“: Schon heute werden 70 Prozent aller medizinischen Entscheidungen auf der Basis eines Laborergebnisses getroffen. Hier kommt unser System zu Einsatz, denn im Bereich HealthTech wachsen die Dinge endlich zusammen. Connected Health wird in den nächsten fünf Jahren Realität und dessen Datenträger ist die Humanblutprobe.
Wenn du dir ganz frei etwas für S4DX‘ Zukunft wünschen könntest – was wäre das?
Connected Health wird von Vision zur Realität durch S4DX.
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