Wer sich über Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich Chemie informiert, landet mit Google recht schnell beim Chemielaboranten. Allerdings gibt es für Schüler mit mindestens mittlerem Bildungsabschluss eine echte Alternative dazu, die in der Suche erst weit unten auftaucht: Die Ausbildung zum Chemikant – nicht nur fachlich herausfordernd, sondern auch hinsichtlich des zukünftigen Verdienstes eine gute Wahl!
Als Chemikant verbringt ihr weniger Zeit im Labor als bei der konkreten Umsetzung: Ihr stellt biochemische und chemische Produkte her, mit deren Hilfe die Patienten Krankheiten erkennen, vorbeugen und behandeln können. Das wiederrum bedeutet: Ihr seht am Ende eures Tages ein ganz konkretes Medikament, das ihr selbst hergestellt habt.
Außerdem überwacht ihr, sobald ihr fertig ausgebildet seid, natürlich auch die laufenden Prozesse in den sogenannten biotechnologischen Anlagen. Auch wenn die Berufsbezeichnung eher künstlich und ungesund klingt: Eure Aufgabe wird es sein, Medikamente auf sichere, umweltschonende und den Qualitätskriterien entsprechende Weise herzustellen. Euren Abschluss habt ihr in der Regel nach 3,5 Jahren – bei guten Leistungen verkürzen einige Unternehmen diese Zeit auf drei Jahre.
Eines davon ist die Firma Roche in Penzberg. Der Ort liegt südlich von München und dem Starnberger See – also noch innerhalb der Metropolregion München. Mit dem Zug seid ihr innerhalb von 40 Minuten dort – von Solln aus mit dem Bus sogar in nur einer halben Stunde. Selbst innerhalb der Stadt München dauert es manchmal länger, um von Mittersendling nach Berg am Laim zu kommen.
Als Chemikanten arbeitet ihr also in der Produktion – und vor allem im Team. Dazu gehören die Laboranten, Ingenieure, Chemiker und viele weitere. So lernt ihr viele Kollegen kennen, könnt auch mal in andere Bereiche reinschnuppern – so werdet ihr zum Allrounder mit Spezialwissen. Denn wenn ihr euch mit den Kollegen austauscht, erfahrt ihr beispielsweise, wie die Arbeit in deren Abteilung von Statten geht. Das kann euch bei euren täglichen Aufgaben sehr helfen!
Die Ausbildung beginnt übrigens in den meisten Fällen damit, dass ihr in einem Ausbildungslabor den richtigen Umgang mit den wichtigsten Chemikalien und Laborgeräten erlernt. Schließlich sollt ihr bald ohne ständige Aufsicht arbeiten können, doch zuerst geht eure Sicherheit vor, Umweltschutz und Arbeitssicherheit sollten also wichtige Themen sein.
Wenn ihr die Grundlagen absolviert habt, durchlauft ihr verschiedene Abteilungen. Denn um Medikamente herzustellen braucht es mehr als die Rohstoffe und moderne Produktionsanlagen. Durch diese Rotation vertieft und erweitert eure Kenntnisse sowie Fertigkeiten und lernt die einzelnen Unternehmensbereiche kennen. Werksunterricht in Chemie und Fachrechnen sowie Unterricht zu den jeweiligen Praktika vervollständigen die Ausbildung. Folgende Fachbereiche gehören dazu:
- Mess- und Regeltechnik
- Thermische und mechanische Trennmethoden
- Physikalische und physikalisch-chemische Methoden
- Instrumentelle Analytik
- Installationstechnische Arbeiten
- Metall- und Kunststoffbearbeitung
- Elektrische Installationen
- Produktions- und Verfahrenstechnik
- Anlagentechnik
- Biotechnologie
- Mikrobiologie
- Labordatenverarbeitung
- Fachenglisch
- Kommunikations- und Präsentationstechniken
- Qualitätsmanagement
- Projektarbeit
Wer dann noch weiter auf der Karriereleiter aufsteigen möchte, kann eine zweijährige Weiterbildung zum Techniker machen, die euch dann auf ein ähnliches Niveau wie ein Bachelor hebt. Die Fortbildungsmöglichkeiten nach der Ausbildung sind enorm: Denn nach diesem Abschluss können Chemikanten sich zum/r
- Industriemeister/in Pharmazie oder Chemie
- Chemietechniker/in oder Biotechniker/in
- Labortechniker/in Fachrichtung Biotechnologie
- Bachelor Molekulare Biologie
weiterbilden lassen. Das betrifft auch die Aufgabenstellungen und die inhaltliche Verantwortung. Auch innerbetriebliche Fortbildungen sind weit verbreitet. Wer außerdem über ein Fachabitur oder die allgemeine Hochschulreife verfügt, kann im Anschluss immer noch studieren, wenn er möchte.
Kommen wir zur Verdienstfrage: Karriere München hat bei Roche nachgefragt. Während der Lehre verdient ihr im ersten Lehrjahr 907 Euro, im zweiten 964 Euro, im dritten 1.043 Euro und im vierten 1.112 Euro brutto. Laut Tarifvertrag erhält man in der Chemiebranche 13 Monatsgehälter, bei Roche dagegen 13,5 Monatsgehälter. Dazu kommen zirca 450 Euro Urlaubsgeld pro Jahr sowie ein individueller Fahrtkostenzuschuss für die Fahrt von der Wohnung in die Arbeitsstelle und zur Berufsschule. Zusätzlich zahlt der Arbeitgeber noch 39,88 Euro im Monat an vermögenswirksamen Leistungen. Nach der Ausbildung kommt ihr auf etwa 3.500 Euro brutto. Wenn ihr eine der oberen Weiterbildungen durchlaufen habt, steigt der Verdienst dann sogar auf
5.000 Euro im Monat. Die Weiterbildung kann man übrigens sowohl berufsbegleitend als auch in Vollzeit machen. Wer dann noch eine Zusatzausbildung mit Fachrichtung Biologie absolviert, hat als Fachkraft im Grunde genommen ausgesorgt. Vergleicht man das Einstiegsgehalt eines Chemikanten nach der Ausbildung mit dem ausgelernter Fachkräfte anderer Branchen, stellt man fest, dass Ersteres relativ hoch ist. Chemikanten werden nicht nur für Pharma-Unternehmen gesucht, sondern auch für die Kautschuk oder die Holz und Kunststoff verarbeitende Industrie sowie in Raffinerien.