Nach dem Home Office verbreitet sich auch das Job Sharing immer weiter. Doch bei Führungspositionen wird es deutlich weniger – kann man sich verantwortungsvolle Positionen wirklich teilen? Julia Hahn und Claudia Nytz haben Bedenken entkräftet und sind bei Haleon als Marketing Directors tätig – für uns echte Role Models, die im Interview aus ihrer Arbeit berichten.
Frau Hahn, Frau Nytz, Sie beide teilen sich die Position als Marketing Director Oral Care für die DACH-Region bei Haleon. Wie kam es dazu?
Wir beide waren nahezu zeitgleich in Elternzeit mit unserem jeweils zweiten Kind und kennen uns nun bereits seit zehn Jahren, auch privat sind wir gut befreundet. Neben einer beruflichen Aufgabe mit viel Verantwortung ist es uns auch sehr wichtig, Zeit mit unseren Familien zu verbringen. Während unserer Elternzeit haben wir uns über einen Wiedereinstieg ausgetauscht und da wir schon von sogenannten „Top Sharing-Modellen“, also geteilter Führung, gehört hatten, haben wir uns dazu entschieden, uns gemeinsam für die Position zu bewerben. Heute sind wir das erste „Job Sharing-Paar“ bei Haleon. Dafür haben wir zunächst Schritt für Schritt die internen Stakeholder überzeugt und ihnen unser Modell vorgestellt. Insbesondere die geplante Zeit- und Arbeitsaufteilung, unser gemeinsames Führungsverständnis und die sich ergänzenden Lebensläufe waren in dieser Phase von Bedeutung.
Hatten Sie selbst Vorbehalte gegen das Job Sharing und hätten Sie ein kleines Zwischenfazit für uns?
Job-Sharing-Paare müssen ihr eigenes Ego zurückschrauben. Denn es kommt vor, dass man nicht selbst die Strategie oder Analyse präsentiert, an der man möglicherweise tagelang gearbeitet hat. Darüber hinaus müssen Job-Sharing-Paare in Führungsrollen das gleiche Führungsverständnis und dieselben Werte haben. Wir haben schon vermutet, dass wir hier sehr ähnlich ticken und unsere Analysen im Vorfeld haben diese Vermutung bestätigt. Aber ein kleiner Rest Unsicherheit blieb natürlich.
Wir beide sind nun nach acht Monaten komplett überzeugt von unserem Modell und sehen es in dreifacher Hinsicht als Gewinn an: Zum einen können wir unseren Familien und insbesondere unseren Kindern bestmöglich gerecht werden. Zweitens haben wir eine anspruchsvolle berufliche Aufgabe und letztlich bietet das Modell auch für Haleon einen großen Mehrwert: Es arbeiten zwei Köpfe an herausfordernden Aufgaben, bei denen jede von uns nochmal einen anderen Blickwinkel mitbringt. Da wir Ideen untereinander diskutieren können, steht am Ende ein besseres Ergebnis, als wenn wir allein an unseren Aufgaben gearbeitet hätten. Zudem ist es auch für unser Team von Vorteil, zwei verschiedene Führungskräfte mit unterschiedlichen Herangehensweisen zu erleben und auch von zwei Personen Feedback für ihre Weiterentwicklung zu erhalten. Kurzum: Wir lieben das Job Sharing und können es definitiv weiterempfehlen.
Ändert sich durch das Job Sharing auch die Zusammenarbeit mit Ihrem Team?
Ja, die Zusammenarbeit ist unserer Ansicht nach viel besser. Einfach, weil die Teams und deren Mitglieder Feedback aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln erhalten – für sich selbst und für ihre Aufgaben. Ansonsten stellen wir sicher, dass das Team und auch die Kolleginnen und Kollegen sowie Vorgesetzten nicht merken, dass hinter „CJ“ eigentlich zwei Personen stehen. Wir agieren komplett als eine Person – mit einer E-Mail-Adresse, rotierenden 1-zu-1- und Team-Meetings. Wir stellen den Informationsfluss zwischen uns beiden stets sicher, per Übergaben via Voicemail, Meeting Notes und einer Farbcodierung im E-Mail-Postfach. Das funktioniert sehr gut und wir erhalten auch von unseren Teams, Kollegen und Vorgesetzten sehr gutes Feedback.
Welche weiteren Maßnahmen gibt es bei Haleon, um die New Work-Mentalität in die Tat umzusetzen?
Bei Haleon haben wir eine so genannte „Care Giver Policy“: Das heißt, nach Geburt oder auch Adoption eines Kindes kann jeder Mitarbeitende – egal ob Vater oder Mutter – für sechs Monate eine voll bezahlte Auszeit nehmen. Ebenso wird dies für die familiäre Pflege ermöglicht.
Darüber hinaus kann man über ein Langzeitkonto auch ein Sabbatical nehmen. Hybrides Arbeiten von zu Hause aus und im Büro ist mittlerweile Standard. Wobei uns bei Haleon auch wichtig ist, dass sich die Teams regelmäßig persönlich treffen.
Prof. Dr. Franz-Rudolf Esch publizierte kürzlich auf LinkedIn, dass ihm im Marketing aufseiten er Konsumgüterindustrie die bisherige Innovationskraft bezüglich der Markenführung fehle. Im Bereich Oral Care geht es um bekannte Marken wie Sensodyne. Wie stellen Sie die Innovationsfähigkeit in Ihrem Team sicher und worauf sind Sie beide besonders stolz?
Wir betreuen sechs tolle Marken: Sensodyne, Parodontax, Dr.BEST, Odol-med3, Corega und Chlorhexamed. Diese Brands sind sehr erfolgreich und haben eine lange Geschichte: Sensodyne ist die meistverkaufte Zahncreme für sensitive Zähne, Odol-med3 die meistverkaufte Zahncreme überhaupt in Deutschland und Dr.BEST ist die klare Nummer eins im Handzahnbürsten-Bereich. Also alles sehr bekannte Marken, die in sehr vielen Badezimmern in Deutschland zu finden sind. Es gelingt uns, immer mehr Menschen von unseren Produkten zu überzeugen und damit auch in ihrer Self-Care-Kompetenz zu unterstützen – also die Fähigkeit zu vermitteln, die eigene Gesundheit selbst in die Hand nehmen zu können. Das macht uns unglaublich stolz.
Wir haben vielversprechende Innovations-Pipelines, die teilweise global, teilweise auch lokal gesteuert und definiert werden. Dr.BEST ist eine rein aus Deutschland gesteuerte Marke, auf der unser Team gemeinsam mit der Forschung und Entwicklung lokal alles steuern kann: Es wird die gesamte Marketing-Klaviatur gespielt, von der Marktforschung über Innovationen bis hin zu Kommunikationskampagnen.
Natürlich stehen wir immer wieder auch vor Herausforderungen. Wir sind unglaublich stolz darauf, wie unser Oral-Care-Marketing-Team gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen aus anderen Funktionen alles gemeinsam meistert.
Haben Sie Karriere-Tipps für die Next Gen der High Potentials, die sich zwar auch zukünftig in einer Führungsrolle sehen, aber nicht Ansprüchen wie der ständigen zeitlichen Verfügbarkeit entsprechen möchten?
Zunächst ist es wichtig, ein Umfeld zu finden, in dem man sich weiterentwickeln und wachsen kann. Von einem guten, hochmotivierten Umfeld lernt man am meisten. Wenn man eine Aufgabe findet, mit der man sich identifizieren kann und einen Sinn darin sieht, arbeitet man mit mehr Spaß und Motivation. Der Purpose von Haleon – „Deliver everyday health with humanity“ – spricht beispielsweise viele Menschen an. Wenn man gute Arbeit leistet, hochmotiviert und gut organisiert ist und seine Ambitionen kommuniziert, kommt man normalerweise auch in der Karriere voran.
Führungsrollen sind meist Rollen mit viel Verantwortung, oft auch zeitintensiv. Folglich muss man sich gut organisieren und vor allem priorisieren, um eine entsprechende Balance sicherzustellen. In manchen Rollen könnte man rund um die Uhr arbeiten und würde nicht fertig werden. Da muss klar priorisiert und der Fokus muss auf die wirklich entscheidenden Themen gelegt werden. Gerade am Anfang der Karriere ist das nicht so einfach und stattdessen wird der Tag vollgepackt. Aber wenn man gezwungen ist, zu einer bestimmten Uhrzeit Feierabend zu machen, da man beispielsweise seine Kinder von der Kita abholen muss, merkt man, dass nicht alles am gleichen Tag erledigt werden muss.
Ist dein Interesse an Haleon als Arbeitgeber geweckt? Dann wirf doch einen Blick auf die offenen Vakanzen – das Unternehmen bietet auch Praktika für Studierende an.
Weitere Top-Arbeitgeber findest du auf karrieremuenchen.de hier.