Endlich hat man den Job in der Tasche! Doch was ist wenn man dann bemerkt, dass man gar nicht glücklich ist? Ob es nun die Kollegen, der Chef oder die ewig gleichen Aufgaben sind – wie wird man glücklich im Job? Karrieremuenchen.de sprach mit Sabine Schwind von Egelstein, der Münchner Imagedesignerin.
Frau Schwind von Egelstein, direkt als erste Frage: Welche Tipps haben Sie, wie man weniger unzufrieden wird?
Meiner Meinung nach gibt es drei Herangehensweisen, um im Job glücklicher zu werden:
- Zunächst ist es wichtig, Privatleben und Beruf zu trennen. Eine komplett falsche Erwartungshaltung nimmt man dann ein, wenn man davon ausgeht, sich im beruflichen Umfeld wie in seinem Freundeskreis bewegen zu können. Es herrschen jeweils unterschiedliche Regeln und man hat eben auch andere Ziele. Man darf niemals vergessen, im Büro oder bei der Arbeit insgesamt ein professionelleres Auftreten an den Tag zu legen.
- Ein konstruktives Herangehen an jede berufliche Entscheidung trägt ebenfalls zur Zufriedenheit bei. Anweisungen von Vorgesetzten sollten nicht als persönlicher Affront gegen sich selbst gewertet werden. Wenn beispielsweise die Projektleitung jemand anderem erteilt wird, hat das oft ganz pragmatische Gründe. So hat der /die Kollege/in vielleicht einfach mehr Erfahrung oder soll mehr davon sammeln. Gehe ich jedoch davon aus, dass ich nicht gewählt wurde, weil meine Vorgesetzten mich nicht für qualifiziert genug halten, dann werde ich zwangsläufig unzufrieden sein.
- Grundsätzlich sollte ich versuchen, im Beruf nicht nur das Negative zusehen. Vielmehr muss man sich darauf konzentrieren, wie man die entsprechende Situation verbessern kann. Wenn ich zum Beispiel feststelle, dass die Meetings im Unternehmen immer relativ ergebnislos ablaufen und nur die Zeit der Anwesenden verschwendet wird, dann sollte ich einen Verbesserungsvorschlag anbringen. Beispielsweise im Vorhinein eine Agenda zu versenden, damit das Meeting geregelt und zielorientiert ablaufen kann.
Mich machen generell meine Aufgaben nicht glücklich, was kann ich konkret tun?
Was sicherlich nicht hilft, ist sich über die gegenwärtige Situation nur zu beklagen. Zunächst sollte man in sich gehen und aktiv überlegen: „Was möchte ich denn lieber tun?“. Ist es die Aufgabe an sich, die geändert werden soll oder die Art und Weise, wie sie ausgeführt wird? Beispielsweise interessiert mich zwar der Bereich, in dem ich arbeite, aber ich möchte lieber direkt vor Ort bei einem Projekt mitwirken.
Wenn ich nun weiß, was ich möchte, dann ist es sehr wichtig, das auch zu kommunizieren. Zunächst muss ich dafür den richtigen Ansprechpartner finden. Oft ist es geschickt, nicht unbedingt den direkten Vorgesetzten anzusprechen, sondern den eine Ebene darüber. Dies ist immer dann ratsam, wenn ich gute Arbeit leiste und mein direkter Chef somit mich nicht verlieren will oder er mir einfach nicht besonders wohlgesonnen ist. In einem solchen Fall kann ich mich auch an die Personalabteilung oder den Leiter der Abteilung, in die ich gern möchte, wenden. Meinen direkten Vorgesetzten spreche ich an, sobald ich den Eindruck habe, dass er an meiner Weiterentwicklung interessiert ist. In jedem Fall muss man im Gespräch konkret sagen, was man sich für die zukünftigen Aufgaben vorstellt und welche Qualifikationen man dafür mitbringt.
Also muss ein Jobwechsel nicht zwingend sein, wenn man mit seinen Aufgaben nicht glücklich ist?
Der Jobwechsel kann eine Option sein, muss er aber nicht. Jedoch ist unabdingbar, in sich zu gehen und zu reflektieren. Wenn ich nun versuche, dem Ganzen Abhilfe zu schaffen und auf keine offenen Ohren stoße, kann ich mir überlegen, ob ich in diesem Unternehmen gut aufgehoben bin oder ob ich einen Wechsel in Betracht ziehen sollte. Es ist es sehr subjektiv, was jemanden glücklich und zufrieden im Job macht.
Ich bin nun schon mehrere Jahre in einem Unternehmen und meine Aufgaben langweilen mich. Was kann ich tun, um wieder motivierter zu werden?
Zunächst einmal ist dies eine zweischneidige Sache. Wenn ich schon länger in derselben Funktion in einem Unternehmen bin, wird mit der Zeit alles irgendwo zur Routine. Bin ich nun ein Mensch, der diese nicht liebt, ist vielleicht der nächsten Schritt nötig. In diesem Fall geht es nicht darum, dass ich mir die Motivation zurück erkämpfe. Möchte ich jedoch einfach wieder motivierter werden und in meiner Funktion bleiben, dann ist dies nur durch eine Blickwinkeländerung möglich. Dabei könnte ich mir bewusst machen, dass es doch toll ist, dass ich nun schon alles automatisch mache und dadurch Kraft spare. Was wiederum dazu führt, dass ich mehr Energie für andere Dinge außerhalb der Arbeit habe, wie soziales Engagement, sportliche Aktivitäten oder die Familie. So kann ich sozusagen das Glück neben dem Job finden.
Was empfinden Sie als wichtigsten Punkt, um glücklich im Job zu sein?
Wissen Sie, meine persönliche Einstellung ist, dass es sehr förderlich ist, wenn ich liebe, was ich tue und es sozusagen auch mein Hobby sein könnte. Dadurch hat man das Gefühl, keinen Tag zu arbeiten. Es ist nur so, dass das nicht unbedingt der Normalfall ist. Wenn mich nur der Gedanke an die Arbeit schon nervt, dann sollte ich ganz dringend etwas ändern. Viele erwarten leider, dass das Glück von außen kommt, dass mein Chef mir plötzlich einen besseren Arbeitsplatz und mehr Gehalt anbietet, weil ich unzufrieden aussehe. Sowas wird aber in der Regel nicht passieren.
Geld motiviert ohnehin nur bis zu einem gewissen Grad. Ein hoher Verdienst macht letztlich nicht glücklich, denn sobald die wirtschaftlichen Grundbedürfnisse befriedigt sind, ich meine Miete zahlen, mir ein Auto kaufen und den Urlaub bezahlen kann, wird durch mehr Gehalt mein Glück nicht gesteigert. Wenn man jedoch zu wenig zum Leben verdient, wird es sehr schwer, obwohl einem die Arbeit Spaß macht und man einen Sinn darin sieht.
Finden Sie es dann realistischer, im Job langfristig wirklich glücklich zu werden oder sollte ich mich eher auf eine gewisse Grundzufriedenheit einstellen?
Grundsätzlich ist es ja so, dass ein Glücksgefühl ein Ausnahmegefühl ist, was nicht dauerhaft vorherrschen kann. Aber ein gewisses Zufriedenheitsgefühl sollte vorhanden sein. Ich sollte einfach meinem Job gegenüber grundsätzlich positiv eingestellt sein. Dass ich meinen Beruf dazu noch wirklich liebe und mich auf die Arbeit freue, wäre natürlich wünschenswert, dass wird aber sicher nicht jeden Tag so sein. Somit kann ein andauerndes Glücksgefühl im Job nicht funktionieren. Denn wäre ich permanent glücklich, würde ich das für normal halten und es müsste wieder eine Steigerung erfolgen, damit ich ein Glücksgefühl empfinden kann.
Das Interview wurde geführt von Sophie Wölzmüller
Sabine Schwind von Egelstein ist Expertin für gewinnende Ausstrahlung, Umgangsformen, Kleidung und Stil. Sie unterstützt Unternehmen darin, ihre Unternehmenskultur an die Mitarbeiter zu vermitteln und erklärt ihnen, wie sie diese auch aktiv im Alltag leben. Frau Schwind von Egelstein ist Unternehmerin, Top 100 Vortragsrednerin, Beraterin, Autorin und Dozentin an der Bayerischen Eliteakademie sowie Gründungsmitglied im Deutschen Knigge-Rat. Mehr zu ihrer Person und ihrer Arbeit auch auf ihrer Website: www.schwindvonegelstein.de
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