Bier aus München ist sicherlich nicht die überraschendste aller Gründungsideen – umso verwunderlicher, dass es mit der Gründung der Haderner Bräu im Jahr 2016 das erste Bio-Bier aus München gibt. Karrieremuenchen.de hat mit Marta Girg gesprochen, die zusammen mit ihrem Mann Thomas die Bio-Brauerei aus der Taufe gehoben hat.
Marta, mal ganz von Anfang an: Wer seid ihr?
Hinter der Haderner Bräu stehen zwei Personen: Thomas ist Biersommelier und hat früher zu Hause – im Keller – auf seiner selbstgebauten Brauanlage schon Bier gebraut. Ich trank lieber Wein als Bier, denn ich bin eine Weinsommelierin. Die selbstgebrauten Biere von Thomas haben aber schon immer toll geschmeckt und hatten einen ganz eigenen Charakter.
Brauen zu können, ist das eine. Eine komplette Brauerei aufzuziehen, eine ganz andere Hausnummer. Wann, wie und warum seid ihr auf diese Idee gekommen und was hat euch in eurer Entscheidung gestärkt?
Wir haben uns entschieden, ausgerechnet in der Bierstadt München eine Bio-Brauerei zu eröffnen. Diese Entscheidung haben wir als Familie am Weihnachtstisch getroffen und dieser Moment hat unser gesamtes Leben verändert. Wir wollten als Familie etwas gemeinsam auf die Beine stellen.
Bio, Regionalität und Nachhaltigkeit sind die Grundpfeiler unserer Brauerei-Philosophie. Es werden ausschließlich biologisch angebaute und verarbeitete Zutaten aus Bayern – qualitativ hochwertig und frei von Glyphosat und anderen Schadstoffen – verwendet. Alle unsere Biere brauen wir selbst nach Reinheitsgebot, obwohl bei uns „das Reinheitsgebot schon auf dem Acker anfängt“; sie sind naturbelassen, unfiltriert und dürfen dank einer langen Lagerzeit ihren vollen Geschmack entfalten.
Könnt ihr uns den Tag beschreiben, an dem ihr das erste Mal voll in die Produktion eingestiegen seid?
Für uns ist die Qualität unserer Biere sehr wichtig und hatten von Anfang an einen Braumeister zur Seite, mittlerweile ist das Johannes Perniß. Ich war schon sehr aufgeregt, als wir die erste Flasche in der Hand hatten. Das erste Zischen …
Als Start-up habt ihr sicherlich den Markt analysiert. Ist München mit Brauereien aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht übersättigt?
Mehr als 43 Prozent aller Münchner kaufen regelmäßig Bio-Lebensmittel. Im Landkreis München kaufen laut Statistik sogar noch ein paar mehr, also 45 Prozent der Verbraucher ausschließlich oder regelmäßig Bio-Lebensmittel. Regionale und Bioprodukte liegen im Trend. Mit dem Alleinstellungsmerkmal „erstes und bisher einziges Bio-Bier aus München“ können wir uns auf dem immer stärker wachsenden Markt der Bio- und Regionalbiere gut behaupten. Es gibt in unserem Kernmarkt quasi kaum Konkurrenz.
Gerade junge Unternehmen, die in Infrastruktur wie Kessel und Co. investieren müssen, benötigen meist finanzielle Unterstützung. Wie überzeugt man Banken oder potenzielle Investoren von der Gründungsidee „Bio-Bier aus München“?
Thomas ist Technischer Betriebswirt, hat früher selbstständig weltgrößte Ausstellungen und Messen organisiert und tingelte um die Welt. Ich bin Fachwirtin PCO, arbeitete 19 Jahre lang in einem Bio-Hotel am Starnberger See und bin daher gut in der Bio-Szene vernetzt. Wir ergänzen uns mit unseren Kompetenzen und sind ein eingespieltes Team – damit haben wir alle überzeugt, dass wir eine Brauerei erfolgreich führen können.
Gab es bei der Unternehmensgründung oder -weiterentwicklung eine besondere Herausforderung?
Im Großraum München ist die Logistik ehrlich gesagt ein sehr großes Thema und der Grund, warum wir uns mit der Vermarktung und dem Vertrieb auf einen Radius von zirka 50 Kilometer um die Brauerei fokussieren.
Kann man eure Sorten wirklich nur in der Bräu selbst kaufen?
In Münchner Bio-Märkten und zahlreichen Getränkemärkten steht das Bier in den Regalen. Konsummieren kann man unsere Biere in ausgewählten Restaurants, die auf Regionalität und Bio-Qualität achten und in Biohotels im Umkreis bis 50 km um München.