Bei kreativen Berufen denken die meisten wohl an die Medienbranche. Doch auch bei der Herstellung von Genussprodukten wie Whisky ist Einfallsreichtum gefragt. Karriere München hat mit Destillateurmeister Hans Kemenater gesprochen, der sich der Herstellung von Whisky verschrieben hat.
Als gebürtiger Tegernseer sind Sie eher dem Whisky zugeneigt als dem eigentlichen ,Tegernseer’ Hausprodukt – wie entstand Ihre Faszination für Whisky?
Die Faszination für Whisky entstand eigentlich auch aus dem Wunsch, Bierbrauer zu werden. Durch mehrere Ferienjobs in einer regionalen Brauerei und ein Praktikum bei der Destillerie Lantenhammer habe ich die Begeisterung für das Herstellen von Destillaten und Likören entdeckt. Dabei hat mich vor allem fasziniert, was man aus den Rohstoffen – dem Obst und der Gerste – durch Vergärung und Destillation alles entwickeln kann. Natürlich ging das nach der Lehre immer weiter in die Tiefe und man beschäftigt sich mit allem rund um das Thema, sodass es sich wirklich mehr zu einer Leidenschaft als zu einer Arbeit entwickelt hat.
Hand aufs Herz – wie wichtig ist die Schreibweise Whiskey oder Whisky wirklich?
Für die Schotten, Iren und Amerikaner ist das relativ wichtig. Für mich persönlich spielt das eher weniger eine Rolle, denn am Ende ist nur wichtig: Schmeckt der Whisky / Whiskey oder eben nicht.
Wie lange dauert die Ausbildung zum Destillateur, wo gibt es eine Berufsschule dafür und wie sehen Sie die Karrierechancen in der Metropolregion München?
Die Berufsausbildung zum Destillateur-Gesellen dauert drei Jahre. Die Berufsschule ist in Dortmund, dort kommen alle Destillateur-Auszubildenden aus Deutschland, teilweise Österreich und Südtirol zusammen. Es gibt kein Mindestalter zum Erlernen des Berufs. Ich begann meine Ausbildung mit 16 Jahren. Später kann man auch noch die Weiterbildung zum Destillateurmeister am Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie in Berlin machen, die mit der fachspezifischen und betriebswirtschaftlichen Qualifikation nochmal ungefähr eineinhalb Jahre dauert. In der Metropolregion wird es etwas schwierig, viele Betriebe mit den passenden Stellen zu finden. Wenn man sich für den Beruf entscheidet, sollte man hier eher flexibel sein.
Ist es empfehlenswert, den Beruf durch Schnupperpraktika kennenzulernen oder ist das überhaupt nicht möglich?
Schnupperpraktika finde ich im Allgemeinen sehr sinnvoll, um Orientierung in der Arbeitswelt zu finden. Praktika bringen einerseits einen besseren Einblick in die Arbeitswelt generell, andererseits sieht man auch: ist der Beruf im Speziellen was für mich? Als junger Mensch hat man ja seine Vorstellungen über gewisse Dinge, die man so entweder bestätigt sieht, oder die sich eventuell auch zerschlagen. Als Destillateure stellen wir ein Lebensmittel her, dazu gehören beispielsweise auch sehr, sehr viele Reinigungsarbeiten. Das ist den Meisten vorher nicht so bewusst, als junger Mensch denkt man: ,Bestimmt ein cooler Beruf, Alkohol herzustellen und viel zu probieren’. Das stimmt natürlich so nicht ganz. Obwohl man schon ganz klar sagen muss, dass es ein sehr schöner Beruf ist, in dem man viel kreieren und Ergebnisse sehen kann.
Gibt es bestimmte Eigenschaften oder Vorkenntnisse, die Interessenten mitbringen sollten?
Wie schon gesagt, man sollte sehr gewissenhaft und genau sein, da es sich um ein Lebensmittel handelt. Bei uns ist es auch sehr wichtig, Leidenschaft für das Thema Qualität mitzubringen. Denn am Ende entscheidet immer der Geschmack.
Was war die bisher größte Herausforderung Ihrer Karriere?
Das kann ich pauschal wirklich nicht beantworten. Ich bin jetzt 17 Jahre bei SLYRS, seit der Gründung. Da ist so viel an Entwicklung und Fortschritt geschehen, dass es sich nicht auf ein oder zwei Punkte zusammenfassen lässt. Ich glaube, die größte Herausforderung ist genau das: Immer wieder aufs Neue traditionsbewusst, aber innovativ unseren Whisky zu entwickeln.