Philipp Walulis wurde einem breiten Publikum durch seine Fernsehsatire „Walulis sieht fern“ bekannt, für die er 2012 den Grimme-Preis verliehen bekam. Der gebürtige Starnberger begann seine berufliche Laufbahn 2004 beim Münchner Radiosender M94.5. Momentan arbeitet der 36-Jährige mit seiner Münchner Produktionsfirma Enrico Pallazzo nun an einem neuen Format für den Sender FUNK, der die Nachfolge von Einsplus und ZDFkultur antritt.
Bei einem zehnjährigen Kind wird empfohlen, dass es höchstens anderthalb Stunden pro Tag fernsehen soll. Auf wie viele Stunden sind Sie mit 36 Lebensjahren zu den besten Walulis-sieht-fern-Zeiten gekommen?
Es ist nicht mehr zu zählen. Mit einem Mythos kann ich allerdings aufräumen: Meine Augen sind nicht eckig. Somit habe ich in selbstlosem Einsatz zumindest dieses Rätsel wissenschaftlich valide gelöst. Außerdem habe ich festgestellt, dass ich kaum noch linear schaue, sondern mir die Sendungen nur in den Mediatheken oder auf Youtube ansehe. Wenn das Fernsehen schon so mein Leben dominiert, dann immerhin nicht meinen Zeitplan.
Es heißt, Sie arbeiten gerade an einer neuen Sendung für FUNK, dem „Jugendangebot von ARD und ZDF“?
Wir entwickeln gemeinsam mit unseren Zuschauern ein Format fürs Internet. Das hat es so zuvor noch nie gegeben. Jetzt kann man natürlich einwenden, vielleicht hat es einen Grund, dass es so was noch nie gegeben hat. Aber unsere Zuschauer sind fantastisch. Ich freue mich darauf und bin gespannt, was rauskommt. Das ganze Projekt heißt übrigens ,Make The Internet Great Again’.
Kann mit Fernsehen überhaupt noch ein junges Publikum angesprochen werden?
Wenn wir Fernsehen als das Gerät im Wohnzimmer definieren, das lineare Inhalte auf 40 bis 50 Sendern zeigt, dann sehe ich da keine Zukunft. Kein junger Mensch wird sich von einem Programmplaner in einem holzvertäfelten Büro diktieren lassen, wann er etwas zu sehen hat. Diese Zeiten sind vorbei. Wenn man Fernsehen aber als Absender sieht, also als einen Anbieter, der auf vielen Wegen hochwertige und unterhaltsame Inhalte an die Menschen bringt, dann wird es das immer geben. Die Leute wollen unterhalten werden.
Ist München denn ein gutes Pflaster für Medienschaffende?
München ist leider sehr teuer und durchoptimiert. Es ist eine kleine Herausforderung, sich Freiräume zu schaffen. Wenn man aber die Tricks und Kniffe kennt, dann kann es eine unglaublich inspirierende Stadt sein. Leider ist die Comedyszene noch ein wenig unterentwickelt, aber da beginnt sich jetzt auch langsam etwas zu tun. Abgesehen davon ist es nicht weit in die Berge und das ist – was mich betrifft – der größte Standortvorteil der Welt.
Als erfolgreicher Satire-Produzent: Welche Top-3-Karrieretipps haben Sie für junge Journalisten?
- Probiere viel aus um das zu finden, was zu dir passt.
- Mach dich zur Marke, stehe für etwas.
- Es geht nichts über journalistische Qualität.
Was planen Sie für die nächsten Jahre?
Ich würde endlich mal die schon seit langem geplante Alpenquerung zu Fuß machen. Aber es kommt immer etwas dazwischen. Vor allem, wenn es ein Projekt ist, bei dem ich etwas Neues ausprobieren kann, wie etwa unsere Medientypen-Reihe für ZAPP. Hier konnten wir mit einem Aufwand szenisch drehen, den wir vorher nicht hatten. Ich bin dann immer total angefixt und verschiebe meine Freizeitprojekte.
Was sind Ihre persönlichen TV-Empfehlungen, a) Kategorie ,richtig gut’ und b) ,gut, weil richtig schlecht’?
Oh, die Kategorie ,gut, weil richtig schlecht’ gefällt mir sehr gut. Ich bin ein großer Fan von Trash-TV. Im Moment schaue ich mir gerade bei Maxdome die alten Folgen ,Lenßen & Partner’ an. Das ist ein höchst unterhaltsamer Schrott. Ich empfehle beispielsweise bei Staffel 7 Folge 90 ,Der Millionen-Schwindel’. Das ist auf so vielen Ebenen ein erbärmliches Gestümper, man kommt aus dem Lachen nicht mehr hinaus. Als richtig gut empfehle ich ,The Night Of’. Eine spannende und stimmungsgeladene HBO-Produktion über einen jungen New Yorker, der neben einem brutal ermordeten Mädchen aufwacht.