Herr Panz, Sie sind VFX-Animator, also Spezialist für Animation und digitale Effekte. Das heißt genau?
Ich bin „Effekte-Animator“. Das heißt ich animiere alles, das keine Character-Animation ist oder den Charakteren anhängt. Also Elemente wie Feuer, Wasser, Rauch, Zerstörungen, Naturgewalten, Magie oder Technologien.
Was war der entscheidende Moment, in dem Sie wussten, dass der VFX-Animator die perfekte Berufswahl für Sie war?
Meine Begeisterung wurde ein Stück weit durch „Der Herr der Ringe“ ausgelöst. Da habe ich mir die ganzen Making-Ofs und Hintergrundberichte angeschaut. Die waren ja wirklich sehr extensiv. Ich war davon sehr beeindruckt, wie Literatur im Film durch visuelle Effekte, Animation und Ideen umgesetzt und visualisiert werden kann. Das hat mich absolut fasziniert und ab da habe ich gesagt, das will ich jetzt auch machen.
Gerader Lebenslauf als Königsweg? Unnötig!
Wo haben Sie welche Art von Ausbildung durchlaufen?
Ich war zuerst in Siegen und habe dort nach der Schule Medieninformatik studiert, nachdem ich auch schon ein paar Praktika im Filmbereich gemacht hatte. Die waren allerdings mehr im Bereich Realfilm und Werbung. Nach einem Auslandssemester in Australien habe ich mich dann entschieden, nochmal auf ein Studium draufzusetzen. Es ging um die Frage, wo ich mich beruflich wirklich sehe. Schlussendlich habe ich mich auch getraut, das dann zu tun – diesmal an der Filmhochschule in Ludwigsburg. Dort habe ich am Animationsinstitut „Technical Director“ studiert. Ein Beruf, den ich bis dahin gar nicht kannte, der aber, wie sich herausgestellt hat, genau mich und meine Interessen widerspiegelt.
Was fasziniert Sie am Meisten an Ihrem Beruf?
Dass man mit so vielen talentierten Leuten zusammenarbeiten kann und dabei auch alle gemeinsam an einem Strang ziehen können. Das ist erstaunlich für mich. Gerade wenn man bedenkt, dass Künstler ja oft ihren eigenen Kopf haben. Wenn man es dann schafft, die alle unter einen Hut zu bekommen und dabei etwas Gutes herauszubringen – das ist großartig.
Das Ego im Griff haben
Sie haben maßgeblich an BAYMAX – RIESIGES ROBOWABOHU gearbeitet. Welche war die größte Herausforderung dabei?
Die größte Herausforderung für mich war die große Vielzahl von Effekten. Aber es gab einen Shot, der mich wirklich verfolgt hat, weil er sehr schwierig umzusetzen war. Die Visualisierung der Handlung, die in der kurzen Zeit erzählt werden sollte, bis hin zu dem, was die Kamera aufgenommen hat und was alles darin passieren sollte. Dazu habe ich dann ein Konzept entwickelt, wie ich diesen Shot gestalten wollte – das im Endeffekt nicht aufgegangen ist.
Am Ende musste ich mir das irgendwann eingestehen und es über Bord werfen. Innerhalb kürzester Zeit konnte ich ihn doch noch fertig stellen, so wie es vorgegeben war. Das Ganze hat also viel mit dem eigenen Ego zu tun, vor allem dieses hinter sich zu lassen und zu sagen ‚Du hast es versucht, aber in diesem Rahmen klappt es jetzt nicht. Du weißt, was sie wollen, auch wenn du meinst, dein Vorschlag ist cooler, und das reicht dann.‘
Disney ist sehr darauf bedacht und insofern ist es kein Mythos. Es ist immer wieder ein großes Thema, in diesem Bereich ist man auch definitiv viel weiter als in Deutschland. Work-Life-Balance ist nicht nur ein Schlagwort, sondern wird auch als real existierend anerkannt. Man versucht wirklich, uns zu bestimmten Tagen frei zu geben, beispielsweise an Thanksgiving. Dazu kommen sehr viele ergonomische Maßnahmen am Arbeitsplatz und die Zahl der Überstunden wird so gering wie möglich gehalten. Das ist ja im Interesse von allen, auch weil dadurch die Produktionskosten niedrig gehalten werden.
VFX-Artist bei Disney – ein Traum!
Womit hätten Sie in Ihrer Karriere niemals gerechnet und dann ist es doch passiert?
Dass ich eines Tages bei Disney arbeite – damit hätte ich niemals gerechnet. Vor allem als Kind war ich ein riesen Disney-Fan und wenn ich mir das damals vorgestellt hätte … Über Umwege ist es dann doch so gekommen, obwohl ich Disney als Arbeitgeber für eine lange Zeit gar nicht auf dem Schirm hatte. Plötzlich haben wir perfekt zueinander gepasst und so hat es dann geklappt.
Hendrik Panz ist VFX-Artist bei Disney. Im Frühjahr 2014 startete eines der neuesten Projekte im Kino, an dem er mitgearbeitet hat: BAYMAX – unglaubliches Robuwabohu. Bild: © WDSMP