Die ProSiebenSat.1-Tochter SevenVentures ist erfolgreich an knapp 60 Start-ups beteiligt. Dazu gehören Mehrheitsbeteiligungen wie an dem Geschenkeanbieter „mydays“, aber auch Investments wie am Mode-Onlineshop „STYLIGHT“, an denen man nicht die Mehrheit der Anteile besitzt. Für Mitarbeiter bietet das dynamische Start-up-Umfeld viele Entwicklungsmöglichkeiten und Karriereperspektiven. Wir sprachen darüber mit Martin Anders (32, Stand 2015), Senior Manager Strategy & Operations bei ProSiebenSat.1 Digital & Adjacent.
Wie viele Mitarbeiter haben Start-ups in Ihren Entwicklungsphasen?
Das hängt sehr stark vom Geschäftsmodell ab. Ein E-Commerce-Start-up hat mehr Mitarbeiter, weil zum Beispiel Logistik und Kundenservice im Unternehmen erledigt werden. Es gibt aber auch Start-ups, die über einen längeren Zeitraum sehr gut mit nur zehn Mitarbeitern auskommen. Bei Mydays und weg.de aus unserem Travel-Cluster sind es mittlerweile deutlich mehr.
Welche Qualifikationen werden in den Start-ups gesucht?
In der Startphase sind dort hauptsächlich IT’ler und IT-Entwickler gefragt, dann natürlich aber auch eine ganze Bandbreite weiterer Profile. Das geht von Mitarbeitern, die sich um ,Content Marketing’ kümmern, also auf den Websites und Applikationen Inhalte bereitstellen, bis hin zum klassischen Kundenberater im Reisebereich oder Produktmanager. Ein großes Thema ist auch das ,User Experience Design’, das eine Schnittstelle zwischen der Benutzerfreundlichkeit und der IT-Entwicklung im Hintergrund bildet.
Ist das Dauerthema Suchmaschinenoptimerung bei Ihnen personell gut abgedeckt?
Natürlich sind SEO-Experten immer gefragt. Darüber hinaus sucht etwa STYLIGHT Mitarbeiter, die sich um die Internationalisierung kümmern oder um Content-Marketing, um Modetrends spannend aufzubereiten. Sie sehen: Die Spannbreite der Aufgaben ist groß. (lacht)
Welcher nicht-materielle Lohn winkt den jungen Mitarbeitern?
Die Start-up-Welt ist sehr dynamisch, die Lernkurven dementsprechend steil. Die Mitarbeit in einem Start-up und die damit verbundene rasche Übernahme von Verantwortung kann sicherlich für die Karriere förderlich sein. Dort arbeitet man nicht nur an der permanenten Anpassung von Geschäftsmodellen, sondern probiert auch aus, was einem selbst am besten liegt.
Was bedeutet, dass man sich die Kenntnisse in der Regel ,on the job’ aneignet. War dies bei Ihnen auch so?
Ich habe meine Fähigkeiten hauptsächlich über die Berufspraxis erworben, was sehr hilfreich war. So habe ich bereits während meiner Zeit als Unternehmensberater strategische Projekte in den Bereichen Marketing & Vertrieb bearbeitet. Die daraus gewonnenen Erfahrungen konnte ich zuletzt bei P7S1 für ein amerikanisches Start-Up einsetzen, dem wir beim Aufbau eines deutschlandweiten Netzwerkes an Einzelhandelspartner geholfen haben. Im Rahmen dieser Partnerschaft gehörten auch die interne und externe Koordination der TV Launchkampagne zu meinen Aufgaben.
SevenVentures gehört zum Digitalbereich der ProSiebenSat.1 Media AG. Was muss man mitbringen, um dort zu überzeugen?
ProSiebenSat.1 sucht generell umsetzungsstarke Mitarbeiter, die unternehmerisch denken können. Neben den technischen Bereichen, über die wir schon gesprochen haben, sind auch Wirtschaftswissenschaftler wichtig. Ein sehr gutes analytisches Zahlenverständnis gehört dazu, gepaart mit einem Investment-Verständnis und der Fähigkeit, mit anderen Menschen zu interagieren und geschäftliche Beziehungen aufbauen zu können.
Sales-Fähigkeiten benötigen Sie auch bei ,Shopkick’, dessen Markteintritt Sie begleiten.
Das ist richtig. Außerdem brauchen wir dort Mitarbeiter mit Marketingverständnis, mit dem sie in der Lage sind, optimale Markteintrittskampagnen zu entwickeln.
Was ist ‘Shopkick’?
Das ist die seit vier Jahren in den USA etablierte und meistgenutzte mobile Shopping-Experience-App, die das gesamte Einkaufs-Thema abdeckt. Den?Anfang macht das Informieren über Produkte der Offline-Einzelhändler, die ich in einer Produkte-Wunschliste sammeln kann. Durch die App werde ich später daran erinnert, dass ich gerade in der Nähe eines Geschäfts bin, bei welchem ich das bestimmte Produkt kaufen könnte. Das Kern-Feature ist ein Bonuspunkte-System, über das ich dafür belohnt werde, wenn ich einen teilnehmenden Shop betrete.
Für ein solch ehrgeiziges Projekt ist es sicherlich kein Fehler, die Infrastruktur von ProSiebenSat.1 hinter sich zu wissen?
Das kann ich nur bestätigen. Das Netzwerk unseres Vermarkters SevenOne Media zu den Handelsunternehmen ist natürlich enorm wichtig. Aber wir unterstützen auch beim Thema Marketing und Mediaplanung. So haben zum Beispiel unsere In-house-Agenturen Sugar Ray & Creative Solutions den TV-Spot produziert.
Das hört sich alles sehr spannend an. Wenn ein Leser dasselbe Gefühl hat und sich bewerben möchte, was raten Sie ihm?
Unsere offenen Stellen sind auf den ProSiebenSat.1-Karriereseiten veröffentlicht, sodass sich jeder an den Stellenprofilen orientieren und diese mit den eigenen Fähigkeiten und Vorstellungen abgleichen kann. Zudem sollte sich der Bewerber intensiv mit den Start-ups beschäftigen, für die er sich am meisten interessiert, und ihr Geschäftsmodell so gut verstanden haben, um im Bewerbungsgespräch intelligente Fragen dazu stellen zu können. Vor allen Dingen ist es wichtig, sich im Klaren zu sein, ob einem die spezielle Unternehmenskultur in einem Start-up auch wirklich liegt.
Wie lässt sich die Unternehmenskultur im Digitalbereich von ProSiebenSat.1 beschreiben und wie unterscheidet sie sich von der in den einzelnen Start-ups?
SevenVentures ist schon sehr Start-up-nah und dynamisch, aber der Fokus liegt sicherlich stärker auf Strategie und Analyse.
Wenn ich mich bei einem Start-up bewerbe, das einen Konzern wie ProSiebenSat.1 im Hintergrund hat, dann kann ich doch von einer größeren Sicherheit ausgehen, dass das Start-up mittelfristig aufgebaut wird und nicht nach ein paar Monaten wieder vom Markt verschwindet?
Wir investieren sehr selektiv in diejenigen, die ein überzeugendes Businessmodel und eine erfolgsversprechende Perspektive haben. Die Ausgangslage für ein Start-up, an dem sich ProSiebenSat.1 beteiligt, ist natürlich dadurch schon sehr positiv, weil sich das Start-up damit schon frühzeitig TV-Werbung leisten kann. Das ist sonst meistens ja nicht der Fall.
Hintergrund meiner Frage ist folgender: Wer sich bereits in einem Start-up bewährt hat, müsste für Sie doch ein optimaler Kandidat sein?
Einem Team-Player, der uns überzeugt, stehen alle Türen offen. Man kann durchaus von einem Start-up zum anderen wechseln, was ich persönlich sehr spannend finde. Aber auch der Weg in den Konzern ist eine Möglichkeit.
Wie sieht es mit der weiteren Strategie im Digitalbereich aus? Kommen noch mehr Beteiligungen?
Wir werden unsere Beteiligungsstrategie fortsetzen und haben auch schon interessante Kandidaten im Auge. Gleichzeitig werden wir die Internationalisierung unseres Ventures-Geschäfts vorantreiben und beispielsweise Start-ups aus den USA oder Israel bei ihrem Markteintritt in Deutschland unterstützen.
Mehr Informationen auf auf der Website von Seven Ventures.