Die Münchner Firma Fazua GmbH entwickelt Antriebssysteme für E-Bikes und sorgt beispielsweise bei Cube- oder Focus-Rädern für ein völlig neues E-Bike-Fahrgefühl – und Jubelstürme in der Fachpresse. Wir unterhielten uns mit Entwickler und CEO Johannes Biechele.
Johannes, du bist einer Gründer und CEOs der Fazua GmbH. Kannst du kurz beschreiben, was ihr genau macht?
Gerne! Fazua entwickelt Pedelec-Antriebssysteme für Fahrradhersteller. Was uns von Konkurrenten unterscheidet, ist, dass wir klein, leicht und unsichtbar sind. Wir stehen für eine neue Generation von Antriebssystemen, weg von den High- Performern und den großen Drehmomenten hin zur alltäglichen Unterstützung im klassischen Fahrradalltag. Wir machen es klein, leicht und sexy. Sportlich versierte Radler, die die leichte und kompakte Unterstützung suchen, die sind bei uns genau richtig.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Viele Kollegen und ich selbst sind leidenschaftliche Mountainbiker. Während des Studiums hatte ich das erste Mal Berührungspunkte mit E-Mobilität gehabt. Ich habe damals für einen Antriebshersteller für E-Bikes gearbeitet und in dieser Zeit die Idee entwickelt, etwas Eigenes zu machen. Und die Symbiose Mountainbike und Antrieb funktioniert für mich nur über die Koordinaten Integration – Klein – Leicht.
Der Markt oder unsere Kunden haben das allerdings sehr schnell in die Segmente Rennrad und Urban Bike adaptiert. Da ist jetzt unser größtes Wachstumspotenzial entstanden. Ursprünglich anders als gedacht, führt unser Weg also von den Bergen ins Tal und die Stadt.
Ihr seid als Start-up und Ausgründung der Hochschule München gestartet. Wie hat sich das Unternehmen geändert und wie viele seid ihr inzwischen bei Fazua?
Wir sind mittlerweile 27. Gestartet sind wir Ende 2013 mit fünf Gründern, im Jahr 2016 sind wir dann auf zehn Leute angewachsen und Ende 2017 extrem stark auf 27. Das liegt auch daran, dass wir die Produktion inhouse machen wollten und uns jetzt in Einkauf, Qualitätskontrolle und Produktion verstärkt haben.
Möchtet ihr euch in diesen Bereichen personell weiter verstärken?
Ja. Das Produkt ist jetzt durchentwickelt, jetzt geht es also darum, zu produzieren und zu vermarkten. Wir brauchen vor allem Leute, die unseren ganzen Warenfluss optimieren: vom Einkauf über Qualitätssicherung bis hin zur Produktionsmanagementschiene. Dazu kommt dann noch Service und Vertrieb.
Was für Leute braucht ihr da konkret?
Wir sind jetzt bereits in der Phase, in der wir Berufserfahrene suchen, gerne ebenfalls Studenten, die die Themen während des Studiums oder als Werkstudent begleitet haben. Für die Produktion suchen wir keine Akademiker. Außerdem haben wir gemerkt: Das ist in München gar nicht mehr so einfach, denn hier ist vor allem extrem hochqualifiziertes Personal unterwegs. Für klassische handwerkliche Tätigkeiten bekommt man nur schwer Leute.
Und ganz aktuell? Wie sieht euer Team momentan aus?
Sehr international! Wir haben jetzt fünf Spanier bei uns, die haben sich selbst über Kontakte hierher vermittelt. Sie sind top ausgebildet, aber finden zuhause in Spanien keinen Job. Hier arbeitet auch eine Ecuadorianerin, ein Vietnamese, ein Inder, viele Nationen sind bei uns am Start. Ich finde das schön. Je bunter der Haufen ist, desto besser.
Was steht bei euch konkret in der nächsten Zeit an?
Wir sind aktuell dabei, eine Finanzierungsrunde, genauer gesagt eine Wachstumsrunde aufzubauen. Die Nachfrage ist viel stärker, als wir geplant hatten. Wir sind mit 3.200 Systemen in den Markt eingestiegen und hatten für nächstes Jahr eine Verdreifachung geplant. Jetzt ist daraus eine Verzehnfachung geworden. Um den Markt zu befriedigen, brauchen wir frisches Geld. Wir haben ein cooles Produkt, das gut angenommen wird – jetzt müssen wir schauen, dass die Versorgung gewährleistet ist.
Johannes Biechele, 34, hat an der Hochschule München Fahrzeugtechnik studiert. Davor machte er bei BMW eine Meisterausbildung und arbeitete mehrere Jahre in deren Produktion. Mehr zum Unternehmen Fazua auf deren Website.